Testbericht Objektiv Fuji XF18mmF1.4 R
Das Fujinon XF 18mmF2.0 war eines meiner ersten Objektive, das ich für meine Fujifilm-Kamera gekauft habe. Klein, leicht und vor allem eine schöne Brennweite, die der 28mm-Fotografie aus Fotofilmzeiten nah kommt. In den letzten Jahren hat das Objektiv den Weg allerdings seltener in meine Fototasche geschafft: Ich hatte mich zu sehr an die Blendenöffnung von 1.4 mit all seinen Vorteilen an meinen anderen Objektiven gewöhnt. Denn ich mag es, auch bei wenig Licht mit dem vorhandenen Licht zu arbeiten. Außerdem ist es mir als Fotograf wichtig, durch einen kleinen Schärfebereich dem Betrachter meiner Bilder eine Anleitung mitzugeben, zu welchen Punkten im Bild seine Augen wandern sollen.
Als mich Fujifilm dann fragte, ob ich das neue Fujinon XF 18mmF1.4 (umgerechnet auf Kleinbild 27mm) testen möchte, war ich direkt begeistert. Und ich sollte nicht enttäuscht werden: Das Objektiv ist ein absoluter Gamechanger. Zum einen ist es mit einem Autofokus und einer Bildqualität ausgestattet, die seines gleichen sucht. Zum anderen bringt es mir eine Brennweite zurück, die ich sehr mag. Denn häufig ist mir mein Fujinon XF 16mmF1.4 (KB 24mm) zu weitwinkelig gewesen. Dafür war das Fujinon XF23mmF1.4 (KB 35mm) dann nicht weitwinkelig genug. In diese Lücke passt das Fujinon XF 18mmF1.4.
Mehr als acht Wochen habe ich das Objektiv getestet: Bei Porträtterminen im Auftrag von Zeitungen, bei Reportagen im Ruhrgebiet, bei Familienausflügen mit unseren beiden Kindern und bei einer Reportage über den letzten Aalfischer auf dem Rhein. In meiner Testphase hat der Autofokus nicht ein einziges Mal daneben gelegen. Dabei habe ich meine Fujifilm X-Pro 3 mit dem Fujinon XF 18mmF1.4 vor schwierige Aufgaben gestellt: Gegenlicht am frühen Morgen, als der 84jährige Fischer das Beiboot an Land zog, fast absolute Dunkelheit in der Nacht, um den Sternenhimmel über dem Boot des Fischers einzufangen. Mal stellte ich auf ein Objekt scharf, das weit entfernt war, mal auf eines, das sehr nah war. Nur in einer Situation musste ich auf den manuellen Fokus ausweichen: Als ich durch eine ziemlich dreckige Fensterscheibe fotografieren wollte. Hier wissen die Objektive klassischer Weise natürlich nicht, ob ich die Spiegelung im Fenster scharf haben möchte oder meinen Protagonisten, der im Raum dahinter steht. Beim nötigen manuellen Fokussieren fiel mir eine weitere Verbesserung auf, die dieses Objektiv mit sich bringt: Der manuelle Fokus lässt sich viel geschmeidiger verwenden. So macht das manuelle Fokussieren deutlich mehr Spaß und man kommt besser und schneller zu einem optimalen und vor allem krachend scharfem Ergebnis.
Als Fotojournalist muss ich mich auf mein Kameraequipment verlassen können. Weder Kameras noch Objektive kaufe ich für die Vitrine. Sie müssen auch mal den ein oder anderen Stoß aushalten, müssen bei Unwetter funktionieren und auch mal in den Dreck gelegt werden können. Ich weiß noch, wie ich für einen Fototermin in ein richtiges Unwetter gekommen bin und bei Starkregen die Demonstrantinnen und Demonstranten im Hambacher Forst fotografieren musste. Damals war ich noch mit einer Spiegelreflexkamera und meiner Fujifilm unterwegs. Was soll ich sagen – die Spiegelreflexkamera ist mir abgerauscht. Der Fujifilm hat das Wetter nichts ausgemacht. Und auch das neue XF 18mmF1.4 ist ein „WR“-Objektiv, ein Objektiv also, das Spritzwasser und Dunst ohne Probleme abkann. Als der Fischer das Netz aus dem Wasser zog, bekamen Kamera und Objektiv Wasserspritzer ab. Das hat dem Objektiv allerdings nichts ausgemacht.
Auch bei der Naheinstellgrenze war ich überrascht, denn sie ist sehr gering. Fujifilm gibt sie mit 20 Zentimetern an. In meinem Test konnte ich jedoch häufig näher an das Objekt heran gehen und es scharf ablichten.
In meinem Berufsalltag habe ich in den vergangenen Wochen gemerkt, dass das XF 18mmF1.4 zu einer richtigen Alternative für mich geworden ist. Das XF 16mmF1.4 war immer mein Notnagel in der Fototasche: Wenn der Raum zu klein war, kam es zum Einsatz; aber quasi nie freiwillig sondern nur aus Mangel an Möglichkeiten. Das XF 18mmF1.4 hingegen wähle ich bewusst auch in Situationen, in denen es auch möglich gewesen wäre, mein geliebtes XF 23mmF1.4 einzusetzen. Es gibt meiner Fotografie dadurch mehr Variationsmöglichkeiten und wirft mein XF 16mmF1.4 faktisch aus er Fototasche…
Hinzu kommt, dass sich das Fujinon XF 18mmF1.4 nahtlos in den Fujifilm-Objektivpark einreiht: es ist klein, es ist leicht, das Fokussieren ist sehr leise und es ist super verarbeitet. Ich war schon immer von den Fujinon-Objektiven überzeugt, weil sie eine sehr gute Abbildungsleistung haben und sehr gut gerechnet sind. Wenn dieses Fujinon XF 18mmF1.4 allerdings der Maßstab für die folgenden Fujifilm-Objektive ist, bin ich schon jetzt ganz gespannt darauf, was da in Zukunft noch kommen mag.
Über den Autor: Stefan Finger ist aus Deutschland und arbeitet als Fotojournalist für unterschiedliche Zeitungen, Magazine und Firmen. Seine Fotoreportagen wurden mehrfach, auch international, ausgezeichnet. Seit 2016 ist er Fujifilm X-Photographer. Außerdem ist er als Hochzeitsfotograf unterwegs und gründete vor elf Jahren die Agentur für Hochzeitsfotografie „Hochzeit im Blick“, für die deutschlandweit 15 Fotografinnen und Fotografen arbeiten.
Weitere Beiträge
Kontakt
Eure Fragen und Anmerkungen sind jederzeit willkommen!
Wir freuen uns auf Eure Nachricht!
Ihr könnt uns auch gerne anrufen unter 0511-21930789 oder einen Telefontermin vereinbaren.